OH GOD ; I TRIED ; AM I LOST IN YOUR EYES ?

hi Leute, der schreiber dieses blogs ist nicht mehr am leben, aber ich lasse hier vielleicht ab und an mal was durchblicken. abgesehen davon lasse ich aber alle seine posts usw. unangetastet.
ich vermisse dich, nic. in liebe, bones.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Oh du liebe Einsamkeit.

Ich lasse meine Tasche aus der Hand gleiten und setze mich, nach kurzem Zögern, auf das unbezogene Bett. Das sind sie also. Meine vier Wände für die nächsten sechs, sieben Jahre. Ich bemühe mich, kontrolliert zu atmen, aber ich spüre etwas wie einen Riss in meinem Bauch. Seitenstechen. Schon wieder. Immer noch. Schon so lange.
Lange Zeit habe ich nicht, mich einzurichten. Kaum, dass ich mich irgendwie dazu überredet habe, aufzustehen, klopft es an der Tür. Nein. Nein. Lasst mich doch ein mal mit mir alleine sein. Die vergangenen Wochen war ich nur unter Beobachtung, nur an Schläuchen, nur von besorgten Gesichtern umgeben. Selbst ihre Herzen haben mir zu laut geschlagen. Ich will doch eigentlich nur Ruhe.

"Hallooo? Kann ich reinkommen?"
Nein.
"Ja...?"
Ein Gesicht schiebt sich hinein. Dunkle, freundliche Augen, überall schwarze Locken. Ein Junge, etwa in meinem Alter, kommt mit einem Lächeln auf den Lippen hinein. Wie fadenscheinig. Ich gehe zögern auf ihn zu, er gibt mir lächelnd die Hand.
"Mattheo. Ich glaub', wir sind Zimmernachbarn. Bist du auch ein Ersti?"
Mein Gehirn braucht ein bisschen, bis es funktioniert. Die letzten Wochen bin ich immer nur 'unser Patient auf der neun' oder 'Herr J.' gewesen. Dass mich jemand nicht kennt oder nicht von mir wissen will, was ich die letzten zehn Minuten gemacht habe, dass meine Werte so in den Keller gerauscht sind, ist eine ungewohnte Situation. Allein das sollte mir zu denken geben.
"Ich bin Nic - und, ja, ich schätze schon."
Falls er damit Student im ersten Semester meint, ja. Es ist wohl Glück, dass mein Kopf schnell genug arbeitet, um das aufzuholen, was ich sonst alles verpasst habe. Oder was zu schnell für mich war, weil ich den vergangenen Monat eher gelegen habe, als gelaufen bin.
"Na denn - freut mich, Nic. Wir sind Gang drei. Oder vier... ."
Er wirft einen Blick aus der Tür, dann lacht er. Warum habe ich eigentlich das Glück, immer an so unbeschwerte Menschen zu kommen? Ich seufze leise. Ich habe es eigentlich überhaupt nicht verdient - allein schon wegen meines Talents, Unbeschwertheit in Sorgen zu verwandeln. Allein mit meiner Anwesenheit. 
Mattheo hat noch nicht ein Mal von meinem Gesicht meinen Körper herunter geguckt. 
"Oh okay, Gang sechs. Na fast. Hast du Lust, mit was Essen zu kommen? Die anderen Jungs treffen sich in der Küche - alle sind übelst gespannt, dich kennen zu lernen."

Mich kennen lernen. Den Nachzügler. Den Zuspätkommer. Den aus dem Krankenhaus.
"Weil du der mit dem Stipendium bist."
Oh.