OH GOD ; I TRIED ; AM I LOST IN YOUR EYES ?

hi Leute, der schreiber dieses blogs ist nicht mehr am leben, aber ich lasse hier vielleicht ab und an mal was durchblicken. abgesehen davon lasse ich aber alle seine posts usw. unangetastet.
ich vermisse dich, nic. in liebe, bones.

Donnerstag, 9. August 2012

Wir waren Bonnie und Clyde.

"Du müsstest nicht gehen, wenn du nicht wollen würdest!", brüllt sie mich an.
Im ersten Moment kann ich nicht glauben, wie sie, so aufgewühlt, wie sie ist, noch so eine perfekte Grammatikstruktur in ihre Sätze bringen kann. Dass das absurd ist, weiß ich selbst. Meine Gedanken kontrollieren kann ich nicht, immer noch nicht. Vermutlich versuche ich es schon viel zu lange, als dass es irgendwann mal klappen könnte.

Sie ist doch diejenige, die geht.
Ich stehe minutenlang da, starre sie einfach nur an. Und Bonnie starrt zurück, mit ihren großen Augen, die einem Bauchschmerzen machen, selbst, wenn man eigentlich schon wochenlang keine mehr hatte. Sie schluckt, ich schlucke auch. Ich möchte sie in den Arm nehmen, irgendwas tröstendes sagen, aber ich kriege kein Wort heraus.
"Tut mir... Leid. Das war nicht fair."
Und natürlich verzeihe ich ihr. Was kann ich denn sonst noch für sie tun? Ich kann ja nicht mal bei ihr bleiben.
Unseren Abschied habe ich mir anders vorgestellt - schneller, besser, glücklicher.
Wir haben doch jetzt beide, was wir wollten, oder? Ich ziehe bald in dieses Studentenwohnheim, weg von meiner "Familie" und meiner ekelhaften Vergangenheit, die an mir klebt wie der Gestank von verbranntem Fleisch. Und sie kann endlich in die Klinik, in die sie schon so lange wollte, ohne das Krankenhaus als Zwischenstation zu besuchen. Sie wird lange dort bleiben, so, wie es ihr geht.
Als ich fort war, hatte Bonnie eine Art Anfall. Sie hat sich eine Küchenschere genommen und ihre Haare abgeschnitten, ihren wundervollen geflochtenen Zopf, den sie immer trug, der ihr bis zur Hüfte reichte.

Ich habe mir gesagt, dass es besser ist, als wenn sie sich in die blasse Haut geschnitten hätte - aber ich trauere diesen Haaren nach. Wenn ich sie jetzt sehe, mit den kurzen, fransigen Strähnen, sieht sie nicht mehr aus wie meine Bonnie.
Meine Bonnie, die immer so stark war. Die all denen, die sie "Hipster", "Poser" und "Tussgesichter" genannt hat, immer die kalte Schulter gezeigt hat, einen vernichtenden Blick, ein abfälliges Schnauben. Bonnie, die mich dazu gebracht hat, mein Leben ein bisschen mehr anzuerkennen, das zu schätzen, mit dem ich aufgewachsen bin. Die es so viel schlechter hat als so viele andere Menschen unserer Welt.

Ich möchte heulen.
Ich schäme mich nicht, das zuzugeben - vielmehr darüber ich mich, dass ich es nicht getan habe. Schließlich ist sie es, die wieder die Stärkere sein muss, die auf mich zukommt, die dünnen Arme um mich schließt. Oh, sie ist so klein! Sie ist so zerbrechlich! Es fühlt sich an, als würde ich die schmalere Ausgabe meiner kleinen Schwester umarmen. Für einen Moment verstecken wir uns vor dem Gesicht der Welt.
"Mach's gut, Clyde", flüstert eine dünne Stimme.

Und dann ist sie weg. Auf und davon.
Als hätten wir uns ein paar Seiten eines Romans geteilt. Wir waren das Team des Buches, die beiden Unzertrennlichen, die einander kaputt machten und immer wieder höher aufbauten.
Doch solche Tage sind gezählt.
Und irgendwann ist ein Kapitel eben vorbei.







Ich antworte euch allen, sobald ich kann. Mir geht es besser, besser als ihr glaubt. Ich bedanke mich bei jedem einzelnen von euch und werde eure Kommentare bald beantworten. Und ich muss euch später von Wacken erzählen - da ist etwas unglaubliches passiert. Oh, ich kann es kaum erwarten, wieder von euch zu hören!
Aber jetzt muss ich noch ein bisschen für meine kleine Schwester da sein, nur so lange, wie ich noch kann.
Wartet auf mich.